
Wenn die Jahreszeiten wechseln, wenn der Frühling langsam zum Sommer wird oder der Sommer in den Herbst kippt, dann geschieht etwas sehr Feines in der Natur. Vögel ändern ihren Gesang. Das Licht verändert seinen Winkel. Die Bäume tragen andere Geschichten in ihren Blättern. Und auch wir Menschen wandeln uns. Auch wenn wir es nicht immer bewusst spüren unsere Haut und unser gesamter Stoffwechsel reagieren zutiefst auf diese Übergangszeiten.
Ich beobachte es in meiner Praxis jedes Jahr aufs Neue: In den Wochen zwischen den Jahreszeiten kommen viele Kundinnen mit unruhiger Haut, unerklärlichen Rötungen, kleinen Entzündungen oder einer plötzlichen Trockenheit, die vorher nicht da war. Andere berichten von vermehrtem Glanz, Unterlagerungen oder einem Gefühl, als würde die Haut nicht wissen, was sie will. Genau das ist der Punkt. Die Haut, unser größtes Organ und sensibelster Spiegel versucht sich neu einzupendeln. Sie sucht ihren Platz in einem sich verändernden Innen und Außen.
Die Übergänge belasten den Körper subtil, ähnlich wie bei Tieren, die im Frühling oder Herbst ihr Fell wechseln. Auch wir Menschen durchlaufen eine Art inneren Fellwechsel. Unsere Hautstruktur verändert sich, unsere Talgproduktion passt sich an Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht und Energiefluss an. Fettige Haut wird oft noch fettiger, trockene Haut noch spannender. Mischhaut kippt und sensible Haut reagiert schneller.
Das liegt daran, dass der gesamte Stoffwechsel mitarbeitet: Die Hormone, die Leber, der Darm, der Wasserhaushalt alles stellt sich langsam um. Es ist, als müsste der Körper sich auf eine neue Jahreszeit einstimmen wie ein inneres Orchester, das plötzlich eine andere Partitur spielen soll. Und das braucht Zeit, Energie und Anpassung. Genau in dieser Phase ist unsere Haut besonders empfänglich aber auch besonders verletzlich.
Im Frühjahr, wenn die Energie aufsteigen will, beginnt der Körper, alte Schlacken loszuwerden. Die Haut kann unruhig, fettiger, pickeliger werden. Das Leber-Qi möchte in Fluss kommen, aber wenn die Leber überfordert ist, sucht der Körper andere Auswege oft über die Haut. Eine sanfte Entgiftung, bittere Kräuter, weniger tierisches Fett und warme, gekochte Speisen helfen hier sehr.
Im Übergang vom Sommer zum Herbst beginnt die Trockenheit außen wie innen. Die Luft wird kühler, trockener, das Licht weicher. Die Lunge laut TCM zuständig für die Haut wird empfindlicher. Viele spüren das an Spannungsgefühl, Rötungen, Ekzemen oder kleinen Hautrissen. Jetzt braucht die Haut Fett und Schutz, Warme Öle, fettere Cremes und ruhige Pflegerituale wirken wie eine Umarmung für die Haut.
Zwischen Herbst und Winter ziehen sich die Poren zurück, der Stoffwechsel verlangsamt sich. Die Haut speichert weniger Feuchtigkeit, die Durchblutung nimmt ab. Jetzt braucht sie Wärme, Aufbau, Geduld. Wer dann noch mit falschen, austrocknenden Reinigungen arbeitet, riskiert Irritationen. Die Pflege muss jetzt nährend sein, wie ein Schal aus Creme.
Und dann gibt es noch den Übergang vom Winter in den Frühling den viele unterschätzen. Der Körper erwacht, will ausscheiden, neu starten. Doch oft ist die Leber noch träge, der Darm schwer, die Haut blass oder unrein. Auch hier gilt weniger Rohkost, mehr Wärme, Bitterstoffe und Bewegung. Und eine Pflege, die klärt, aber nicht überfordert.
Was mir dabei wichtig ist: Die Haut ist nicht widerspenstig, sie ist weise. Sie reagiert auf Veränderung, weil sie uns schützen will. Weil sie sich anpassen möchte. Und wie jedes Tier, das sein Fell wechselt, braucht auch sie in dieser Zeit mehr Zuwendung.
Ich empfehle in diesen Phasen
– Pflege regelmäßig anpassen, auch wenn es gerade gut funktioniert hat
– keine radikalen Veränderungen, sondern sanfte Übergänge (z. B. ein wenig mehr Fett, statt komplett neue Creme)
– bewusst essen saisonal, warm, nährend
– entschlacken oder aufbauen je nach Jahreszeit
– Ruhe, Schlaf und Entlastung für das Nervensystem
– sich selbst nicht verurteilen, wenn die Haut gerade aus dem Takt ist
Der Wechsel der Jahreszeiten ist ein Geschenk. Ein Puls des Lebens, der uns an unsere eigene Natur erinnert. Wenn du lernst, diesen Rhythmus zu spüren, in deinem Körper, deiner Haut und deinem Herzen, dann wird jede Übergangszeit zu einem Moment der Tiefe, der Erneuerung und der liebevollen Selbstpflege.
Ich begleite dich gern durch diese Phasen, mit passenden Behandlungen und der richtigen Pflege für genau diesen Moment in deinem Jahr.
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